Nach der Befreiung des Lagers im April 1945 wurden die Baracken wegen einer Typhusepidemie niedergebrannt. Zur Topografie der Anlage gibt es keine bekannten Dokumente oder Fotos aus der NS-Zeit. Eine Integration in die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück wurde 1963 von der zuständigen Behörde abgelehnt.Das Gelände verfiel zunehmend, bis es ab den 1970er Jahren durch das sowjetische Militär genutzt und neu bebaut wurde. 1993/94 zogen die Truppen ab. Vom ehemaligen Jugend-KZ war kaum noch etwas zu sehen. Erst 1995 brachten Überlebende, ihre Familien und Freund_innen das Gelände wieder in die öffentliche Diskussion.
An dieser Stelle befand sich der Eingang des Jugend-KZs. Das von den Nazis als »Jugendschutzlager« errichtete Lager war eng verknüpft mit dem Frauen-KZ Ravensbrück. Die Mädchen* und jungen Frauen* wurden bei ihrer Ankunft zunächst im KZ Ravensbrück entkleidet und am ganzen Körper rasiert. Anschließend bekamen sie eine Häftlingsnummer. Im Jugend-KZ wurden sie dann in einem Aufnahmeblock unter Beobachtung gestellt und je nach vermeintlicher Erziehbarkeit< den unterschiedlichen Blöcken zugeordnet. Der Verlauf der ehemaligen Lagerstraße ist durch rote Steine gekennzeichnet.
1944 errichtete die Firma Siemens & Halske an dieser Stelle eine zweigeteilte Fertigungsbaracke, in der ca. 100 Frauen* Zwangsarbeit leisten mussten, z. B. indem sie Mikrophone für U-Boote herstellten. Aus den Siemensbaracken von Ravensbrück ist bekannt: Etwa 500 männliche Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen mussten die Hallen erbauen. Die Firma Siemens verlangte, dass Lohnzettel geführt werden. Die Inhaftierten bekamen jedoch nie Geld für diese Arbeit. Diese Lohnzettel dienten unter anderem zur Kontrolle, ob das Pensum erbracht wurde. Wurde das Pensum nicht erreicht, gab es vom Meister eine Strafpredigt. Bei Wiederholung wurde eine SS-Aufseherin geholt, die eine „Meldung“ schrieb, die dann zum Strafblock oder „Bunker“ führte. Dies konnte für die Frauen* Schläge und Folter bedeuten. Diese Frauen* mussten genauso wie alle anderen stundenlang vor und nach ihrer Schicht Apell stehen. Nur wenige Überlebende haben seit dem Jahr 2001 sehr geringe Entschädigungszahlungen für die geleistete Zwangsarbeit bekommen.
Anfang 1945 wurde ein Teil des KZ Uckermark geräumt und abgetrennt. Das KZ wurde zu einem Vernichtungsort umfunktioniert. Die SS deportierte etwa 5.000 bis 7.000 Gefangene aus dem nahegelegen KZ Ravensbrück und anderen Konzentrationslagern in diesen Teil des Lagers. Unter ihnen waren viele ungarische Jüdinnen_Juden, Widerstandskämpfer_innen unterschiedlicher Nationalitäten und Frauen*, die nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands 1944 nach Ravensbrück deportiert wurden. Zwangsarbeit, stunden- bis tagelanges Appellstehen sowie der Entzug von Essen und Trinken führten hier zur weiteren Entkräftung, Verhungern und Erfrieren. Täglich wurden in der Krankenbaracke Inhaftierte selektiert, in Lastwagen geladen und mit eingeleiteten Abgasen ermordet, später auch in der Gaskammer von Ravensbrück. Zusätzlich wurden in der Krankenbaracke täglich 30–40 Frauen* durch Giftpulver und Giftinjektionen getötet. Insgesamt ermordete die SS auf diese Weise von Januar bis April 1945 ca. 5.000 Menschen.
Die zentralen Punkte des Vernichtungsortes waren das Revier, der Appellplatz und eine leere Baracke, die von Überlebenden als „Turnhalle“, „Todesblock“ oder „Block 6“ bezeichnet wurde. Ob die Baracke gleichzusetzen ist mit der „Turnhalle“ im Jugend-KZ ist zum heutigen Zeitpunkt nicht geklärt.
In dieser Baracke (auch „Revier“ genannt) gab es vier Krankenzimmer für jeweils 50 Kranke. Die medizinische Betreuung war menschenunwürdig und der hygienische Zustand schlecht. Zweimal pro Woche kamen SS-Ärzt_innen aus Ravensbrück, um die Inhaftierten zu untersuchen. Eine angemessene Behandlung fand jedoch kaum statt. Stattdessen führte die SS hier >kriminalbiologische< Untersuchungen durch, um körperliche Merkmale als Beweise für die Einstufung als >Asoziale< zu finden. Sie nahmen auch Zwangssterilisationen vor. Im Januar 1945 wurde dieser Teil des Lagers umfunktioniert zu einem Vernichtungsort. In der Krankenbaracke wurden täglich 30–40 Frauen* durch Giftspritzen und Giftpulver ermordet.
Die Firma Siemens & Halske betrieb ab 1942 in Ravensbrück mehrere Fabrikationshallen, in denen KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. 1944 errichtete Siemens & Halske im KZ Uckermark eine zweigeteilte Fertigungsbaracke, in der ca. 100 Frauen* Zwangsarbeit leisten mussten, z. B. indem sie Mikrofone für U-Boote herstellten. Diese Frauen* mussten genauso wie alle anderen stundenlang vor und nach ihrer Schicht Apell stehen. Nur wenige Überlebende haben seit dem Jahr 2001 geringe Entschädigungszahlungen für die geleistete Zwangsarbeit bekommen.
An die Geschichte des Geländes und der Inhaftierten wurde jahrzehntelang nicht öffentlich erinnert. 1995 brachten Überlebende, ihre Familien und Freund_innen das Gelände wieder in die Diskussion. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück/ Freundeskreis e.V. errichtete zum Gedenken an die Inhaftierten des Jugendkonzentrationslagers und späteren Vernichtungsortes am 50. Jahrestag der Befreiung eine Tafel mit der Aufschrift: Ihr seid nicht vergessen. 1997 fanden erste Ausgrabungen statt und es konnten einige Fundamente des Jugend-KZs freigelegt werden. 2005 gab es die erste Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung. 2009 konnte ein Gedenkstein aufgestellt werden, der von eine_r Künstler_in aus dem Netzwerk gestaltet wurde. Mit dem Gedenkstein ist einer der größten Wünsche von Überlebenden in Erfüllung gegangen.
Seit 2020 ist auf dem Gedenkort eine neue Ausstellung in deutscher und englischer Sprache zu sehen. Die blauen Symbole auf der Karte markieren die Orte, an denen auf dem Gelände Informationsstehlen aufgestellt wurden. Außerdem gibt es einen Audioguide, der im Menü unter "Gedenkort" heruntergeladen werden und über das Gelände führen kann.
Das Jugendkonzentrationslager Uckermark unterstand der Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität. Die Lagerleitung hatte eine Beamtin der weiblichen Kriminalpolizei, die Kriminalrätin Lotte Toberentz, inne. Nach 1945 war Lotte Toberentz wieder in einer Leitungsfunktion bei der Kriminalpolizei tätig. Die meisten Aufseherinnen des Jugend-KZs konnten nach 1945 ihre Karrieren in der Kriminalpolizei oder in Fürsorge-Behörden fortsetzen.
Robert Ritter war als Leiter des >Kriminalbiologischen Instituts< zusammen mit Eva Justin für die Einsortierung der Jugendlichen nach >Wertigkeit für die Volksgemeinschaft< in den Jugend-KZs zuständig.
Mit >kriminalbiologischen< Untersuchungen versuchten sie nachzuweisen, das >asoziales< Verhalten genetisch bedingt und damit angeboren sei. Nach 1945 stellten sich beide jeweils Unbedenklichkeitsbescheinigungen über ihre Rolle im NS aus und arbeiteten in Frankfurt/Main in der städtischen Jugendpsychiatrie.
Der Tagesablauf der Mädchen* wurde bestimmt von extremer Gewalt, Zwangsarbeit, Hunger und Kälte. Die zur SS Gefolge gehörigen >Erzieherinnen< setzten die bedingungslose Unterordnung in Bezug auf Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit und Disziplin brutal durch. Im Jugend-KZ galten für die Inhaftierten viele exakt einzuhaltende Regeln, die bei kleinsten Abweichungen harte Strafen und Erniedrigungen nach sich zogen. Der Tag begann um 5 Uhr mit Frühsport, Bettenbau und einem unzureichenden Frühstück. Es folgte die Zuteilung in Arbeitskommandos mit 10 bis 12 Stunden Zwangsarbeit pro Tag und langes Appellstehen bei jedem Wetter. Die Inhaftierten waren einem hierarchischen Blocksystem unterworfen. Im Beobachtungsblock wurden alle neu eingelieferten Inhaftierten untergebracht, im unteren Block waren die sogenannten pädagogisch hoffnungslosen Fälle. Über die mittleren Blocks, in denen die meisten Inhaftierten untergebracht waren, gelang es einigen wenigen, sich in die höheren Blocks der sogenannten >Erziehungsfähigen< „hochzuarbeiten“.
Im Sonderblock wurden ab Frühjahr 1944 in der Mehrzahl slowenische Mädchen* inhaftiert. Sie bzw. ihre Familienangehörigen waren in Slowenien und Kärnten politisch gegen den Faschismus und die deutsche Besatzung aktiv gewesen. In diesem Block für politisch Verfolgte waren auch polnische und deutsche Mädchen*. Stanka Krajnc Simoneti und Łucia Barwikowska sind u.a. Überlebende, die vom Sonderblock berichten.
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Die Mädchen* und jungen Frauen* mussten täglich 10 bis 12 Stunden Zwangsarbeit leisten. Neben der Ausnutzung der Arbeitskraft galt die Arbeit als Teil des >Erziehungs<-Systems. Die Zuteilung in die verschieden schweren Arbeitskommandos wurde als Belohnung und Strafe eingesetzt. Besonders gefürchtet waren Außenkommandos im Straßenbau und bei der Trockenlegung des sumpfigen Havelgeländes. Alle Arbeiten mussten mit unzureichender Kleidung, schlechter Ernährung und bei jedem Wetter ausgeführt werden.