Ella Nürnberg (1927-1945)
Biografien aus Bremen – Wege aus der Fürsorge ins Jugend-KZ Uckermark
Ella Nürnberg wurde 1927 als „uneheliche“ Tochter geboren. Eine Ausstellung der Jugendfürsorge in Bremen hat ihr kurzes Leben öffentlich gemacht und es gibt auch eine Gedenktafel beim Bremer Isenbergheim.
Sie kam aus einer Arbeiterfamilie und ihr wurde der Stempel „nicht-erziehbar“ und „untragbar“ aufgedrückt.
Ella Nürnberg wurde von ihrer Mutter ins Marthaheim gebracht, da sie sie als „leichtsinnig“ einschätzte und sie ihre Tochter „vor Gefahren“ schützen wollte.
Allerdings wurde sie aus dem Marthaheim weiter in geschlossene Einrichtungen gesperrt.
Ihr gelang mehrmals die Flucht, auch zweimal aus geschlossenen Einrichtungen, ihre letzte Flucht aus dem Versorungsheim Hamburg-Farmsen.
Diese Ausbrüche aus den Heimen waren der wesentliche Grund, sie in das Jugend-KZ einzuweisen. Die Entscheidung dafür ordnete der Präsident der Behörde der Wohlfahrt an.
Ella Nürnberg wurde von hier aus im Januar 1945 bei der Teil-Räumung des Jugend-KZ zur Umfunktionierung in einen Vernichtungsort in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt. Sie überlebte Ravensbrück, wurde weiter in das KZ Mauthausen deportiert – von da aus weiter in das KZ Bergen-Belsen – dieses überlebte sie nicht. Sie war 17 Jahre alt als sie starb.
Wir wissen nicht viel über die junge Frau, aber eines wird klar – sie wollte sich nicht den Regeln einer Heimunterbringung anpassen, der Drang selbstbestimmt zu leben war groß. Die Möglichkeiten eines Lebens in Freiheit nach gelungener Flucht waren gering – große Armut, Krankheit, Krieg, soziale Isolation durch den Heimaufenthalt, Hunger und Verfolgung machten es sehr schwer.
Welche Konsequenzen zogen Wohlfahrtsverbände und ehemaligen Fürsorgeeinrichtungen aus ihrer Praxis im NS für Einweisungen in Jugend-KZ`s Moringen und Uckermark? An ihrer Teilnahme der Aktion T4 – geplante und durchgeführte Morde in Heil- und Pflegeanstalten? Todesfälle in Heimen? Anordnungen zu Zwangssterilisationen? …
Die in Hamburg-Farmsen am ehemaligen Versorgungsamt angebrachte Gedenktafel zur Rolle im Nationalsozialismus wurde kurze Zeit darauf wieder entfernt.
Aktuell ist auf der Internet Seite der Inneren Mission in Bremen zu lesen: „ …in der Löningstraße eröffnete man ein Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen (1. Juli 1907). Während und nach dem Weltkrieg waren es vor allem Frauen, die die vielfältige Arbeit weiterführten.“
Wir wünschen und fordern, dass sich alle heute zuständigen Einrichtungen zur Kinder- und Jugendhilfe ihrer Verantwortung der Vergangenheit und auch ihrer zukünftigen Arbeit bewusst werden und fortschrittliche und emanzipatorische pädagogische Arbeit leisten.
Quelle: Engelbracht, Gerda: „Denn bin ich unter das Jugenamt gekommen.“