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Hildegard Lažik

Hildegard Lažik

„Wir wären doch sofort erschossen worden. Die meisten Mädchen haben sich ruhig verhalten um nicht aufzufallen.“

Hildegard Lažik
Bild von Maschas weil es kein Foto von Hilde Lazik gibt

Hildegard Lažik wurde am 17. September 1925 in Nürnberg geboren. Ihr Mädchenname war Meier. Sie wuchs in einer Großfamilie mit elf Geschwistern auf und war die jüngste von sechs Schwestern.
1942 erhielt sie die Aufforderung, sich zum Reichsarbeitsdienst zu melden, was sie jedoch verweigerte. Da bekannt wurde, dass sie ebenfalls russische Kriegsgefangene mit Lebensmitteln unterstützte, wurde sie im Folgenden polizeilich gesucht. Im Herbst 1943 wurde Hildegard Lažik von der Polizei verhaftet und ohne Gerichtsverhandlung inhaftiert, konnte jedoch ausbrechen. Nach ihrer Wiederergreifung wurde sie in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert und nach drei Monaten in das KZ Uckermark überstellt. Ihre Familie erhielt auch auf Nachfragegesuche keine Informationen über den Verbleib der Tochter. Hildegard Lažik war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt.

Der Alltag im KZ war geprägt von Strenge, Verboten und Drohungen. Sie erinnerte sich an eine besonders schlimme Situation:

„Eines Tages kamen wir von der Arbeit zum Appellplatz. Dort war ein Galgen aufgestellt an dem drei Mädchen hangen. Wir mussten auf dem Appellplatz stehen und die getöteten Mädchen anschauen. Eine Aufseherin sprach zu uns und sagte: ‚Seht genau hin, so geht ́s Euch wenn Ihr nicht spurt!‘ Das werde ich mein Lebtag nicht vergessen!“

In der Ersten Zeit musste Hildegard Lažik an der Havel arbeiten. Dort entluden die Mädchen und jungen Frauen unter Aufsicht schwere Kisten von Schiffen, „das war Munition für Siemens“. Immer wieder wurden sie dabei auch von den Aufseherinenn geschlagen. Ihr nächster Arbeitseinsatz war dann bei Siemens, wo Munition in Kisten verpackt wurde. Bei der Arbeit herrschte, wie im gesamten Lager, strengstes Redeverbot.

Sie erinnerte sich auch an Kinder im Lager sowie daran, dass Menschen verschiedener Nationalitäten dort inhaftiert waren: „Es wurden eigentlich alle Sprachen gesprochen, Russisch, Französisch, Polnisch … .“

Die Mädchen und jungen Frauen versuchten sich gegenseitig zu unterstützen, aber dies wurde sofort von Aufseherinnen bestraft. „Wenn ich mal versucht habe einem Mädchen zu helfen, wurde ich sofort mit dem Stock geschlagen.“

Hildegard Lažik war eine der wenigen Frauen, die fast bis zum Ende im KZ Uckermark inhaftiert blieb und von dort im April 1945 auf den Todesmarsch gehen musste. Sie wurde von der Roten Armee befreit, erkrankte an Typhus und musste in einem Lazarett untergebracht werden, bevor sie nach Nürnberg zurückkehren konnte.

Im Jahr 1953 heiratete sie ihren Mann Paul Lažik. Dieser hatte das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Mit ihm konnte sie über das Erlebte sprechen.

In Folge einer im KZ Uckermark durchgeführten Zwangssterilisation konnten sie keine Kinder bekommen, was beide sehr bedauerten.

Paul Lažik beantragte für Hildegard Lažik später finanzielle Entschädigung. Im Jahr 2000 erhielt sie eine geringe einmalige Zahlung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft für ihre geleistete Zwangsarbeit bei Siemens.

alle Zitate aus: Rotmund, Chris: Fürsorge als Ausgrenzung. Diplomarbeit: Hamburg 2006.

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