Antifaschistische und feministische Bautage 03. – 10. August 2025
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Auch 2025 wird es Bautage am Gedenkort Konzentrationslager Uckermark geben. Im Fokus der Vorbereitungsgruppe wird das gemeinsame Arbeiten am Gedenkort und die Auseinandersetzung mit seiner Geschichte stehen. Alle Teilnehmenden können die Bautage gerne mit Input füllen. Dieses Jahr finden die Bautage vom 03. – 10. August 2025 statt.
Eingeladen sind alle inter*, trans*, nicht-binären, agender und questioning Personen, Frauen und Lesben (FLINTA* Personen) ab 18 Jahren. Es ist uns wichtig, dass möglichst alle Teilnehmenden den ganzen Zeitraum bleiben können. Wir werden außerdem Plätze für Menschen reservieren, die Erfahrungen von Klassismus1 machen oder gemacht haben, und für genderqueere Personen (z.B. inter*, trans*, nicht-binäre, agender und questioning Personen)2.
Zeitraum: 03. – 10. August 2025
Ort: Himmelpfort (Brandenburg)
Anmeldung: Schick uns zur Anmeldung bitte eine E-Mail bis 04. Mai 2025 an:
baucamp-gedenkort-uckermark@systemli.org (pgp-Key auf Anfrage) mit dem kurzen Wunsch, dass du teilnehmen möchtest. Schreibt in der E-Mail gerne dazu, ob ihr schon mal bei einem Bau- und Begegnungscamp wart oder ob ihr in der Initiative zum Gedenkort seid. Wenn du die Klassismus-Quote nutzen möchtest, schreib noch das Stichwort „Quote 1“ dazu (weitere Infos siehe unten im Text). Wenn du die Quote für genderqueere Personen nutzen möchtest, dann schreib das Stichwort „Quote 2“ dazu (weitere Infos siehe unten im Text). Es gibt eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Sollten wir mehr Anmeldungen als Teilnahmeplätze erhalten, werden wir nach Anmeldeschluss unter Berücksichtigung der Quoten losen. Nach Anmeldeschluss melden wir uns bei euch.
Campbeitrag: Der Campbeitrag richtet sich nach deinem Einkommen und Vermögen. In den letzten Jahren war der Richtwert zwischen 0 und 20 % oder mehr des Geldes, das du zur Verfügung hast. Wir möchten, dass auch Leute, die kein oder wenig Geld zur Verfügung haben, dabei sein können. Damit das möglich ist, wünschen wir uns, dass Leute, die mehr Geld oder Vermögen haben, mehr zahlen. Weitere Infos dazu folgen bei Anmeldung.
Bildungszeit: Wir beantragen die Anerkennung der Bautage als Bildungszeit. Bildungszeit ist ein zusätzlicher Urlaubsanspruch, den Arbeitnehmer*innen für Bildungsangebote in Anspruch nehmen können. Leider gibt es nicht in allen Bundesländern Bildungszeit. (Mehr Infos: https://www.dgb.de/urlaub/++co++fe6281e0-b9eb-11e5-a576-52540023ef1a). Schreibt uns gerne bei der Anmeldung, ob ihr Bildungszeit nehmen möchtet! Wir stehen bei Fragen zur Verfügung.
Wer sind wir?
Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. arbeitet in Zusammenarbeit mit Überlebenden und Angehörigen daran, die Geschichte des ehemaligen Jugendkonzentrationslagers und des späteren Vernichtungsortes zu erforschen und auf dem Gelände einen würdigen Gedenkort zu gestalten. Die jährlichen Bau- und Begegnungstage sind ein wichtiger Teil dieser Arbeit. Neben der Instandhaltung und Bebauung des Gedenkortes können sich beim Baucamp Antifaschist*innen aus unterschiedlichen Bewegungen, Orten und Generationen kennenlernen und vernetzen.
Der Ort
Das weitgehend unbekannte Jugendkonzentrationslager Uckermark wurde 1942 ca. 90 km nördlich von Berlin in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück durch KZ-Gefangene aus Ravensbrück gebaut. Es war das einzige Jugendkonzentrationslager während der Zeit des Nationalsozialismus, das gezielt für die Inhaftierung von Mädchen*3 und jungen Frauen* errichtet wurde. In der Zeit zwischen 1942 und 1945 waren ca. 1.200 Frauen* und Mädchen* im KZ Uckermark inhaftiert und mussten dort unter lebensfeindlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Im Januar 1945 wurde auf dem teilgeräumten Gelände ein Vernichtungsort für Inhaftierte aus dem KZ Ravensbrück und anderen Konzentrationslagern errichtet. In den drei Monaten bis April 1945 wurden dort ca. 5.000 Menschen ermordet
Der Gedenkort Uckermark liegt direkt neben der Mahn- und Gedenkstätte des Frauen- Konzentrationslagers Ravensbrück.
Was erwartet dich auf den Bautagen?
Während der Bautage wollen wir dieses Jahr gemeinsam auf dem Gedenkort arbeiten. Das beinhaltet unterschiedliche Tätigkeiten: z.B. mit der Motorsense Wiesen mähen, Schilder putzen und reparieren, Markierungen nachmalen, neue Schilder aufstellen, die Infoboxen reparieren, aufräumen, streichen. Auch Recherchearbeit (bspw. in den Archiven vom KZ-Ravensbrück) kann Teil der Tätigkeiten sein. Meistens ist für alle etwas dabei. Du brauchst kein handwerkliches Vorwissen. Wir möchten einen Raum schaffen, wo wir voneinander lernen und unterschiedlich sein können.
Wir wünschen uns, dass sich alle Teilnehmenden eigenverantwortlich ins Baucamp einbringen. Alle sind dazu eingeladen, Dinge anzuleiten und aktiv zu werden. Dabei ist es auch okey, während dem Baucamp nicht auf dem Gedenkort arbeiten zu wollen. Neben dem Arbeiten auf dem Gedenkort kann und soll es auch Zeit geben, um sich aus der Gruppe rausziehen zu können. Ihr könnt baden, lesen, kochen und backen, Tischtennis spielen, spazieren gehen, in der nächsten Stadt ein Eis essen gehen, usw. Die anfallenden Gruppenaufgaben, wie kochen, Bäder putzen, einkaufen gehen, werden von allen Personen auf dem Baucamp übernommen.
Ausstattung?
Uns stehen einige Werkzeuge vor Ort zur Verfügung (u.a.: eine Motorsense, ein paar Schaufeln und Harken, wenige Schubkarren, einige Gartengeräte, usw.). Auf dem Gelände, auf dem wir arbeiten, gibt es keinen Stromanschluss, deshalb sind v.a. Akku- und Handwerkzeuge sinnvoll. Falls du selbst Zugang zu Werkzeugen hast, das du benutzen oder zur Verfügung stellen würdest, kannst du sie gerne mitbringen.
Vor allem:
- Zusätzliche Akkumaschinen wie z.B. Akkuschrauber, Akkusägen
- sowie Handwerkszeug (Hammer, Handsäge)
- eigene persönliche Schutzausrüstung (Schuhwerk, Handschuhe, Gehörschutz)
- alle Arten von Garten-/Landschaftsbau Werkzeugen
… sind immer hilfreich.
Wenn du schon weißt, dass du etwas mitbringen möchtest, oder Fragen hierzu hast, schreibe uns das gerne bei der Anmeldung.
Wer ist eingeladen?
Eingeladen sind alle inter*, trans*, nicht-binären, agender und questioning Personen, Frauen und Lesben ab 18 Jahren und die eine Woche lang am Gedenkort arbeiten möchten.
Klassismus spielt in der Geschichte des Jugend-KZ Uckermark – wo viele junge Mädchen* und Frauen* unter dem Stigma „asozial“ inhaftiert waren – eine wichtige Rolle und ist auch Fokus unserer politischen Arbeit als Initiative. Unter Klassismus verstehen wir die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und/oder ökonomischer Position (also die Benachteiligung aufgrund der eigenen Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit). Sie begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung, Geld und weiteren Dingen. Klassismus zu erfahren oder erfahren zu haben, bedeutet auch, unklar damit zu sein, seine ökonomische Position verändert zu haben („Klassenfahrt“) und je nach Kontext Privilegien zu haben. Weitere Infos dazu findest du zum Beispiel hier: https://gedenkort-kz-uckermark.de/kontinuitaeten/klassismus-und-soziale-ausgrenzung-heute-2/.
Linke Räume und Zusammenhänge sind zunehmend akademisch geprägt und Normen aus der Mittelschicht werden oft unhinterfragt übernommen. Auch in linken Räumen sind Menschen, die Klassismus-Erfahrungen machen oder gemacht haben (z.B. Menschen aus der Arbeiter*innen- oder Armutsklasse) oft unsichtbar. Deshalb wird es für das Camp eine Quote für Menschen mit Klassismus Erfahrungen geben. Bei der Anmeldung werden Menschen, die Klassismus-Erfahrungen machen oder gemacht haben, bevorzugt.
Wenn ihr bei eurer Anmeldung die Quote nutzen wollt, dann schreibt bitte in der E-Mail „Ich möchte Gebrauch von der Quote 1 machen“ oder das Wort „Quote 1“ in den Betreff der E-Mail. Eure Selbsteinschätzung zählt, die Orga-Gruppe entscheidet nicht wer von dieser Quote Gebrauch machen kann.
Außerdem möchten wir dieses Jahr eine Quote für genderqueere Personen nutzen. FLINTA* Räume sind oftmals von cis Frauen geprägt, wodurch genderqueere Personen, besonders trans* feminine, sehr unterrepräsentiert sind. Uns ist bewusst, dass alle genderqueere Personen unterschiedliche Erfahrungen machen und die eigene Identität und Betroffenheit von Queer- und trans*Feindlichkeit nicht davor schützt, selbst verletzendes oder grenzüberschreitendes Verhalten zu zeigen. Wenn ihr bei eurer Anmeldung Gebrauch von dieser Quote machen wollt, dann schreibt in der E-Mail „Ich möchte Gebrauch von Quote 2 machen“ oder das Wort „Quote 2“ in den Betreff der E-Mail.
Da wir nur begrenzte Plätze zur Verfügung haben, werden wir die Plätze losen und nach den Quoten vergeben. Außerdem werden Menschen, die den ganzen Zeitraum kommen können, bevorzugt. Wir freuen uns über alle Anmeldungen.
Die Orga-Gruppe und die Teilenehmenden der Bautage sind meistens unterschiedlich positioniert, weshalb unsere Bemühungen einen diskriminierungsfreien Raum zu gestalten Grenzen haben, die wir benennen müssen. In der Bautage-Orga Gruppe sind Menschen mit und ohne Klassismus-Erfahrungen, genderqueere Personen und cis Frauen, jedoch keine Personen, die trans* feminin sind oder trans* Misogynie erfahren.
Wo und wie werden wir übernachten?
Wir übernachten in einem Seminarhaus in Himmelpfort, das ist mit dem Fahrrad ca. 25 Minuten vom Bahnhof Fürstenberg und ca. 15 Minuten Vom Gedenkort KZ Uckermark entfernt. Es ist ist möglich, im Haus in einem der Zimmer zu übernachten oder im Garten zu zelten. Es gibt 2-6 Bett Zimmer, die wir gemeinsam am ersten Tag der Bautage aufteilen. Neben dem Haus ist ein großer Garten, in dem wir bei schönem Wetter Essen können. Bei schlechtem Wetter bietet das Haus zwei große Gemeinschaftsräume. Außerdem hat der Garten einen eigenen Zugang zum Badesee.
Leider sind die Unterbringung und das Gelände nicht barrierearm, es gibt u.a. zum Hauseingang eine kleine Treppe und mehrere Treppen und Schwellen im Haus; bitte melde dich bei Bedarf oder Fragen dazu. Wir schauen dann gemeinsam, was geht und möglich ist.
Wie kann ich zu den Bau- und Begegnungstagen anreisen? Wie kommen wir vom Bahnhof Fürstenberg oder Haus zum Gedenkort?
Eine Anreise ist mit dem Regionalzug nach Fürstenberg (Havel) möglich, von dort sind es ca. 25 Minuten mit dem Fahrrad nach Himmelpfort oder 15 Minuten mit dem Auto. Selten kommt auch mal ein Bus. Der Gedenkort liegt auf halber Strecke zwischen Himmelpfort und dem Bahnhof in Fürstenberg. Wenn es dir möglich ist, empfehlen wir sehr, mit dem Fahrrad anzureisen, um auf den Bautagen flexibel und mobil sein zu können und von der Unterkunft zum Gedenkort zu fahren. Der Weg ist eine entspannte ebenerdige Strecke, der auf dem Fahrradweg durch den Wald führt und etwa 15 Minuten dauert. Wenn es für dich nicht machbar ist, mit dem Rad anzureisen, du aber gerne eins hättest, schreib uns eine Mail. Dann können wir in Fürstenberg Fahrräder reservieren und ausleihen. Es wird vor Ort außerdem mindestens ein Auto geben, mit dem wir einkaufen gehen, Werkzeuge zum Gedenkort transportieren oder ggf. Personen auf das Gelände fahren, falls Fahrrad fahren nicht möglich ist.
Wir wissen, dass es nicht für alle sicher ist, alleine durch Brandenburg zu reisen. Daher wollen wir einen Treffpunkt für eine gemeinsame Anreise vereinbaren. In der Gruppe haben wir die Möglichkeit, Menschen mit Autos mitzunehmen (Absprache im Vorfeld über einen gemeinsamen Mailverteiler). Gerne tauschen wir uns auch gemeinsam mit euch aus, wie ihr sicher unterwegs sein könnt. Sprecht uns gerne an!
Wie sind die Bautage organisiert? Wie ist das Programm? Wie gestalten sich die einzelnen Tage?
Die Bautage sind selbstorganisert. Es gibt im Vorfeld eine kleine Gruppe, die die Bautage vorbereitet und sich um die Finanzierung und den allgemeinen Rahmen kümmert. Sobald wir alle gemeinsam angekommen sind, organisieren alle Personen auf dem Baucamp zusammen den Alltag. Das heißt wir verteilen gemeinsam Aufgaben – wer z.B. kocht oder einkaufen geht, wer welche Bauprojekte übernehmen möchte, usw. Wir verbringen die Tage meistens gemeinsam und starten den Tag mit Frühstück und essen Abends gemeinsam. Über den Tag werden wir auf dem Gedenkort sein oder anderen Aufgaben nachgehen. Es ist dabei immer möglich, sich aus den gemeinsamen Aktivitäten auszuklinken. Wenn du selbst Ideen einbringen möchest, kannst du das gerne machen, melde dich dafür vor Ort. Wir organisieren keine Kinderbetreuung, aber wenn du mit Kindern kommen möchtest, schreib uns gerne eine E-Mail.
Kosten
Während des Baucamps entstehen Kosten für Unterkunft, Essen, Fahrkarten, Baumaterialien, Honorare usw. Wir beantragen Gelder bei Stiftungen. Das wird aber leider nicht ausreichen. Wir möchten, dass auch Leute, die kein oder wenig Geld zur Verfügung haben mitfahren können. Damit das möglich ist, wünschen wir uns, dass Leute, die mehr Geld oder Vermögen zur Verfügung haben, dementsprechend mehr zahlen. Der Campbeitrag richtet sich nach deinem Einkommen und Vermögen. In den letzten Jahren war der Richtwert zwischen 0 und 20 % oder mehr des Geldes, was du zur Verfügung hast. Weitere Infos dazu folgen bei Anmeldung.
Es ist uns wichtig, dass möglichst alle Teilnehmenden den ganzen Zeitraum bleiben können.
1 Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft oder
Klassenzugehörigkeit und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen,
Gesundheitsversorgung, Teilhabe, Anerkennung, Geld und weiteren Dingen.
Weitere Infos dazu findest du zum Beispiel hier: https://gedenkort-kz-uckermark.de/kontinuitaeten/klassismus-und-soziale-ausgrenzung-heute-2/
2 Hier findet ihr alle Definitionen: https://queer-lexikon.net/glossar/
2 In unserer Verwendung des Sternchens * (Genderstern) wollen wir Platz lassen für Menschen, die als Mädchen und Frauen eingesperrt wurden, aber sich nicht als solche identifiziert haben. Da wir die Mädchen* und Frauen* nicht mehr fragen können, haben wir ihnen ein * gegeben.